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Maria Rogl

Nachname:
Rogl
Vorname:
Maria
geboren:
1919-11-23
Zugehörigkeit:
OsttirolerIn
letze Änderung:
Wed Nov 04 13:58:24 UTC 2020
Biographie
Maria Rogl aus Osttirol, Geburtsname Bödenler, kommt am 23. November 1919 in Dölsach zur Welt. Der Vater, vulgo "Siggitzer" - Bauer, ist ein Dölsacher Original, offenbart sich als glühender Nazi. Maria, das "Moidele", ist die Älteste und Kleinste der zehn Geschwister, sie wächst bescheiden auf. Die Mutter versteht es geschickt, die Familie mit dem Selbstangebauten durchzubringen. Im Stall gibt es fünf bis sechs Stück Vieh. Mit etwa 15 Jahren erkundigt sie sich zusammen mit ihren Schulfreundinnen, woher die kleinen Kinder kommen, bekommt Geschichten erzählt. Mit etwa siebzehn Jahren, sie beginnt sich für das andere Geschlecht zu interessieren, wird sie von einer Dölsacher Trachten-Musikkapelle als Marketenderin engagiert. Am 18. April 1938 fährt sie mit ihrer Musikkapelle nach Klagenfurt, wo sich Adolf Hitler huldigen lässt. Der bemerkt das hübsche Mädchen mit dem Schnapsfässchen, malerisch gekleidet in der Defregger Tracht, entworfen vom Maler Franz von Defregger. Hitler lädt das "Moidele" zum Reichsparteitag nach Nürnberg ein, dessen Bedeutung der jungen Dölsacherin nichts sagt. Im Jahr 1939 beginnt der Bau einer Reichsstraße über den Iselsberg. Die 50 Jahre vorher errichtete Bundesstraße von Dölsach über den Iselsberg hat ausgedient. Und Maria verliebt sich Hals über Kopf in einen Polier der Baustelle. Den Mädchenschwarm will sie für sich gewinnen. Doch der Herr ist verheiratet, hat sowohl zusammen mit seiner Gattin,als auch mit anderen Frauen Kinder. Maria erfährt es erst später. Sommerauer beginnt mit dem nichts ahnenden Moidele ein Verhältnis, aus dem zunächst ein Sohn hervorgeht. Trotz der "Schande", die das Moidele über den Siggitzer-Hof bringt, darf sie mit ihrem Kind weiterhin ein Zimmer im elterlichen Anwesen bewohnen. Besonders schlimm ist es für Marias Vater, dass seine Tochter einerseits von Adolf Hitler persönlich eingeladen, Dölsach beim Reichparteitag in Nürnberg vertreten darf, andrerseits ledige Kinder nach Hause bringt. Als Sommerauer ein Jahr später in den Krieg ziehen muss, passiert beim Verabschieden wieder ein Malheur: Maria bringt zwei Mädchen zur Welt. Zwillinge! Von da an heißt es für sie hart arbeiten, um sich und ihre Kinder, die in ihrer Abwesenheit von ihrer Mutter beaufsichtigt werden, durchzubringen. Sie hilft beim Korn schneiden, dreschen, Erdäpfel hauen und klauben, beim Kraut schneiden, um ein paar Schillinge zu verdienen, die sie bei ihrer Mutter abliefert. Vom Vater ihrer Kinder erhält sie keinen Groschen. Später arbeitet sie als Aushilfskellnerin und verdient dabei "ein nettes Geld’l". Weil sie ihre Arbeit sehr gut macht, reißen sich die Gastwirte um sie. Allerdings wird sie nicht fix angestellt und verliert daher Pensionszeiten. Das wird ihr allerdings erst später bewusst. Maria ist fünfzig Jahre alt, als sie Peter Harb heiratet, einen um drei Jahre jüngeren Mann. Ihr Mann arbeitet in Huben in den Stollen beim 1967 begonnenen Ausbau der Felbertauernstraße. Er besteht darauf, dass sie nach der Hochzeit mit der Arbeit im Gastgewerbe aufhört und nur mehr den Haushalt führt. Für Maria beginnen die "schönsten Jahre." Ihr Mann arbeitet bis etwa 1979 und geht dann in Pension. Nach 28 Jahren Ehe wird er in Dölsach von einem Auto überfahren. Es ist abends am 12. Feber, als Maria die traurige Nachricht überbracht wird: "Moidele, den Peter haben sie zusammengefahren." Seitdem lebt Maria in der ehelichen Wohnung, allein fühlt sie sich nicht. Sie hat ihren Humor behalten - und ihren Glauben.